Über . . .

Werner Thomas (1929) ist der Sohn eines Coiffeurs und einer Wirtin. Die Mutter wirtete in Berg (Thurgau, Schweiz), zuerst im "Schöntal", dann im "Frohheim" an der Hauptstrasse 41.

Als 10-jähriger nach einem Unfall mit dem Velo, litt er an Knochentuberkulose, die jedoch zuerst falsch behandelt wurde, sodass ihm ein Arzt das kranke Knie heraussägen musste. Seither war sein rechtes Bein steif und 17 Zentimeter kürzer als das andere. Beim Versteckenpielen bei seiner Gotte findet Thomas eine Handorgel. Als er damit nach Hause kommt, spielt er drauflos. Der Vater sagt: «Entweder wird das Instrument richtig erlernt oder gar nicht.» Thomas lernt es – und wie! Als junger Erwachsener lässt er sich zum Musiklehrer ausbilden. Anfang der 1950er Jahre tingelte er durchs Zürcher Niederdorf und ging für 18 Franken pro Nacht von Tisch zu Tisch. Nach Feierabend, gegen Morgen, improvisierte er mit Hazy Osterwald und den Geschwistern Schmid im Restaurant "Kindli", "Schöne Zeiten waren das, sagte Werner Thomas"

1957 fiel ihm eine lüpfige Tonfolge ein, und begann an ihr zu feilen. Dann heiratete Thomas die Serviertochter Maria und zog mit ihr nach Klosters (Graubünden, Schweiz). Irgendwann sprang er im "Cava Grischa" in Davos als Tanzmusikant ein, wurde vom Fleck weg engagiert und war bald der beliebteste Handorgelspieler am Ort. Dann machte er die Taxiprüfung, schliesslich die Wirteprüfung. 1963 übernahm er das "Rössli"in Davos Dorf, spielte jede Nacht im eigenen Dancing auf, "immer am zäh vor", seine Melodie: Taba-dida dada däm: um zehn vor neun, vor zehn, vor elf, vor Mitternacht, vor eins, vor zwei. "Die Leute konnten nicht genug bekommen."

Anfang 1973 verbrachte Louis van Rijmenant, der Chef des belgischen Plattenlabels Intervox, die Skiferien in Davos, wo er den "Tchip Tchip" erstmals hörte. Thomas händigte ihm das Notenblatt aus und hatte schon nach ein paar Tagen die Schallplatte im Briefkasten. Er war entsetzt: "Dä huere Säich!" Van Rijmenant hatte die Akkordeonmelodie von der Bobby Setter Co. über einen Synthesizer spielen lassen, den Gruppennamen Cash and Carry erfunden, und sich unter dem Pseudonym "Terry Rendall" auch gleich als Mitautor eintragen lassen. Thomas fand es "schaurig, was der aus meinem Stück gemacht hat." Doch bereits nach einem Monat waren 100'000 Singles verkauft, Thomas erhielt in Antwerpen eine Goldene Schallplatte - und war mit dem "huere Säich" versöhnt.

Der zweifache Vater handorgelte weiter, über Mittag auf dem Jakobshorn für die Skifahrer, nachts im "Sunstar Park" zum Après-Ski. Irgendwann kommt ihm auch ein Tanz dazu in den Sinn: «Ich hielt130 Enten und 30 Gänse. Wenn die ­Tiere im Weg standen, musste ich laut in die Händeklatschen.» Er probiert ihn mit dem Publikum aus und merkt: Das macht Stimmung.

Im Juni 1980 veröffentlichten die niederländische Amateurgruppe Electronica's die Single Radio 2000 mit der B-Seite "De Vogeltjesdans", doch bald stellte sich die B-Seite als der wahre Hit heraus, der in den Niederlanden Platz 6 erreichte, sich 28 Wochen in den Top 40 halten konnte und in der Jahreshitparade 1980 gar Platz 2 erreichte! In Deutschland wurde dieselbe Version der Electronica's anschliessend als "Ententanz" bekannt und konnte sich ab März 1981 51 Wochen in der deutschen Hitparade halten, davon acht Wochen auf Platz 1. Beim dazu passenden Modetanz ahmte man das Flügelschlagen und Hinternwackeln einer Ente nach. In Grossbritannien veröffentlichten die Tweets das Lied "Dance little bird (The birdie song)" und erreichten damit am 10. Oktober 1981 Platz 2 der Hitparade.

Insgesamt verkaufte sich das Lied bisher in 370 Versionen in 42 Ländern über 45 Millionen Mal.  In Finnland wurde das Lied als "Kuminauha Twist" veröffentlicht, in den USA als "Chicken dance" und in Italien sang Romina Power das Lied "Il ballo di qua qua" auf Platz 1 der Hitparade. Fred Sonnenschein (alias Frank Zander) In Deutschland sein "Ja, wenn wir alle Englein wären". 1982 veröffentlichten Curt Haagers in Schweden das Album Dansa Kvack Kvack mit "Die Fågeldans" und verkauften davon bis 1984 über 100'000 Exemplare, was ihnen eine Diamantene Schallplatte einbrachte.

Werner Thomas notierte auch später noch jede Melodie, die ihm einfiel, und komponierte so über 300 Polkas und Schottisch-Ländler! Oft bot er Rijmenant neue Stücke an. "Er sagte stets: 'Nein, wir machen nur den einen. Das gibt einen Evergreen, der kommt alle sieben Jahre wieder.'" Das war untertrieben. Als der inzwischen 89-jährige gefragt wurde, ob ihm der Hit nie verleidet sei: "I wär jo blöd! Hab jedes Mal den Plausch...

 

Um 1990 zog der Asthmatiker mit seiner Frau wegen des Klimas in die Nähe von Locarno

(Tessin, Schweiz).